Ein Wandel seit dem PISA-Schock
Nach dem PISA-Schock 2001 hat sich der Blick auf frühkindliche Bildung gewandelt. Kitas gelten nicht mehr nur als Betreuungseinrichtungen, sondern als erste Stufe des Bildungssystems. Hier werden Kinder gezielt in körperlichen, geistigen, moralischen und kulturellen Fähigkeiten gefördert. Kitas bieten insbesondere Kindern aus sozial benachteiligten Familien die Chance, frühzeitig individuelle Fähigkeiten zu entfalten und bessere Bildungschancen zu erhalten.
Frühkindliche Bildungskrise in Deutschland:
Eklatanter Mangel an Kita-Plätzen und Fachkräften gefährdet die Erfüllung des Bildungsauftrags
Zahlen der Bertelsmann Stiftung von November 2023 zufolge, fehlen in Deutschland derzeit rund 430.000 Kita-Plätze (385.900 im Westen, 44.700 im Osten). Dabei ist davon auszugehen, dass diese Zahl in den kommenden Jahren sogar noch steigen wird. Die gestiegene Geburtenrate, ein wachsender Bedarf an längeren Betreuungszeiten, ein vermehrter Zustrom geflüchteter Kinder, zuletzt aus der Ukraine, sowie der zunehmende Fachkräftemangel, der auch in der frühkindlichen Bildung zu beobachten ist, sind wesentliche Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussen.
Dem „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2023“ der Bertelsmann Stiftung zufolge, fehlen bis 2025 bundesweit rund 114.000 Kita-Fachkräfte. In zahlreichen Städten kann bereits heute ein Teil der grundsätzlich vorhandenen Plätze aufgrund des Personalmangels nicht belegt werden. Hinzu kommt, dass vor allem im Osten eine Fachkraft für zu viele Kinder zuständig ist.
So werden in Ostdeutschland fast 90 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen betreut, deren Personalschlüssel nicht kindgerecht ist – ein absolut unhaltbarer Zustand, der die Chancengerechtigkeit in der frühkindlichen Bildung gefährdet.
Mit der gestiegenen Nachfrage an Kita-Plätzen, hat auch der Bedarf an zusätzlichem Raum in Kitas zugenommen. Notwendige Investitionsmaßnahmen können jedoch häufig nicht durchgeführt werden, da eine dauerhafte Förderung durch Bund und Länder nicht sichergestellt ist. Träger können zudem oftmals nicht planmäßig bedarfsgerecht ausbauen oder Sanierungsmaßnahmen einleiten, da die Baufirmen keine entsprechenden Kapazitäten für die Bauvorhaben haben oder die Zeitrahmen länger als ursprünglich geplant dauern.
Die Finanzierung der Kindertagesbetreuung wird hauptsächlich durch die Bundesländer und Kommunen geleistet. Ergebnissen der Jahresumfrage 2023 des Deutschen Kitaverbands zufolge wird die Unterfinanzierung der Kitas zu den Top 3 Herausforderungen der Kitaträger betrachtet. Die nicht auskömmliche Finanzierung und fehlende Planungssicherheit hemmt auch den Ausbau von neuen Kita-Plätzen. Auch mangelt es an einer dauerhaften Beteiligung an der Finanzierung der frühkindlichen Bildung durch den Bund.
Immer mehr Kindern in Deutschland fehlen die Mindeststandards in der Grundschule, sie haben enorme Sprachdefizite oder sind aufgrund massiver Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten nicht beschulbar. Eine Vorbereitung auf die Schule findet weder umfassend noch für alle Kinder statt. Es gibt keine Vorschulpflicht und auch nicht genügend Kita-Plätze, dass alle Kinder auf die Schule vorbereitet werden könnten. Dass die Zahl der Kinder, die zwar schulpflichtig, aber nicht schulfähig sind, weiter zunimmt, ist ein Missstand, dem dringend im Rahmen der frühkindlichen Bildung begegnet werden muss.
Eine Übersicht wie Vorschule in den jeweiligen Bundesländern läuft, kann man sich hier anschauen!
Unser Podcast: Warum Frühförderung den Unterschied macht!
Bildung muss mehr" setzt sich für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung ein, die allen Kindern gleiche Chancen bietet.